Über das Museum der Brünner Region

     Die Brünner Region ist charakteristisch durch ihre Natur-, Landschafts-, Sozial- und Kulturvielfalt. Diese macht sich auch in der Tätigkeit des Museums der Brünner Region bemerkbar. Es entstand in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, damals unter dem Namen das Bezirksmuseum Brünn - Land, durch einen Zusammenschluss einiger selbständiger Institutionen, heute der Zweigstellen des Museums der Brünner Region. Es handelt sich um das Museum der Podhorácko-Region (gegründet im Jahre 1929) in Předklášteří nordwestlich von Brünn, das Museum in Šlapanice (entstand im Jahre 1934) südöstlich von Brünn, das Friedensdenkmal (fertig gebaut kurz vor dem Ausbruch des I. Weltkrieges, übergeben der Öffentlichkeit im Jahre 1923) im Zentrum des ehemaligen Schauplatzes der Schlacht bei Austerlitz, das Museum in Ivančice (eröffnet im Jahre 1894) südwestlich von Brünn und schließlich das Denkmal des Schrifttums in Mähren, es ist seit 2005 tätig und hat seinen Sitz im Benediktinerkloster in Rajhrad südlich von Brünn.
      Die älteste Zweigstelle ist das Museum in Ivančice. Die Anregung zu seiner Gründung war eine umfangreiche Sammelaktivität im Zusammenhang mit den Vorbereitungen der im Jahre 1895 in Prag veranstalteten Böhmisch-slawischen volkskundlichen Ausstellung. Das Museum bietet umfassende Kollektionen archäologischer Belege aus der Geschichte der Stadt (z. B. aus der ehemaligen Böhmischen Brüdergemeinde in Ivančice), eines wertvollen Zinngeschirrs, der Keramik, der Waffen und Sammlungsgegenstände aus der älteren und neueren Geschichte der Stadt. Das Museum beherbergt auch einen Fonds, der sich zum Leben und Werk des bekanntesten aus Ivančice Gebürtigen Alfons Mucha bezieht. Der Sammlungsfonds der Zweigstelle wird im Kloster in Rajhrad aufbewahrt, Ausstellungen veranstaltet das Museum in der Galerie des Alfons-Mucha-Denkmals in Ivančice.
      Das Museum der Podhorácko-Region siedelt in einem kleinen, nichtsdestoweniger weit über die Grenze des Bezirks hinaus bekannten Dorf Předklášteří. Die Gemeinde verdankt ihre Berühmtheit dem Zisterzienserinnenkloster Porta Coeli (Himmelstor), im Jahre 1232 von Königin Konstanz gegründet und im Jahre 2010 zum Nationalkulturdenkmal erklärt. In das Klosterareal zog das Museum der Podhorácko-Region in der Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts aus der nahen Stadt Tišnov um. Auch im Falle dieses Museums kam es zum ersten Gründungsversuch im Zusammenhang mit der volkskundlichen Ausstellung in Prag. Offiziell wurde das Museum im Jahre 1929 gegründet und es begann einen Sammlungsfonds systematisch zu bauen. Sein Kern stammt aus den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ein einzigartiger Bestandteil des Sammlungsfonds des Museums ist ein umfangreiches mineralogisches Material, reich sind auch die Fonds, die die Ausstattung besonders bürgerlicher Haushalte aus der Podhorácko-Region dokumentieren, und die Belege der Handwerksarbeiten, der Wirtschafts-, Gewerbe-, Kunst- und Schulvergangenheit sowie der Volkskultur des Vorhochlandes.
      Die Stadt Šlapanice, wo eine weitere Zweigstelle des Museums der Brünner Region ihren Sitz hat, ist praktisch in Sichtnähe von Brünn. Sie stellt ein Zentrum des Gebietes südöstlich der mährischen Metropole dar. Ihre merkwürdige Geschichte geht weit in die Urzeit zurück: man erforschte hier umfangreiche Grabstätten bereits aus der Spätsteinzeit und der älteren Bronzezeit, unlängst auch ein Mausoleum aus der Zeit der Völkerwanderung auf dem nahen Hügel Žuráň. Archäologische Funde aus den genannten prähistorischen Grabstätten hat das Museum in Šlapanice nur wenig, zahlreicher sind ethnographische Belege und Denkmäler der materiellen Kultur der vergangenen Generationen aus dem Gebiet östlich von Brünn. Eine selbständige Kollektion ist der Fonds des aus Šlapanice gebürtigen Malers Alois Kalvoda. Das Museum konzentriert sich in seiner Ausstellungstätigkeit konsequent auf Begleitprogramme für Kinder und pflegt eine enge Zusammenarbeit mit Schulen.
      Eigenständige Komplexe des Museums der Brünner Region sind zwei Denkmäler. Die Dominante des Austerlitzer Schlachtfeldes ist das Friedensdenkmal, aufgebaut auf Anregung von Pater Alois Slovák in den Jahren 1910 – 14 als Denkmal der Kriegsopfer. In seiner Zeit ging es um ein völlig außergewöhnliches Monument, das erste Kriegsmahnmal mit Friedensbotschaft überhaupt. Heute ist es ein Kulturdenkmal. In der Nähe des Friedensdenkmals wurde im Jahre 1925 eine kleine Exposition über die Schlacht bei Austerlitz zugänglich gemacht. Der Sammlungsfonds des Denkmals der Opfer der „Dreikaiserschlacht“ (2. 12. 1805) ist verhältnismäßig klein (quantitativ und qualitativ hat er unter anderem wegen vieler unempfindlicher Reorganisationen vor mehr als fünfzig Jahren Schaden erlitten), aber er wird in den letzten Jahren intensiv ergänzt. Anlässlich des 200. Jahrestages der Schlacht wurde in dem Museumsobjekt eine außerordentlich attraktive Multimedia-Exposition zugänglich gemacht, die ein dauerndes Interesse der Besucher aus aller Welt anzieht.
      Im Jahre 2005 begann im Rahmen des Museums der Brünner Region eine neue Zweigstelle zu wirken: das Denkmal des Schrifttums in Mähren. In den altertümlichen Mauern des Klosters in Rajhrad, dessen Komplex ein Kulturdenkmal ist, begegnet also heute die Geschichte der sprichwörtlichen Benediktinergelehrsamkeit dem älteren wie auch dem lebendigen mährischen Schrifttum. Die Literatur hatte in Rajhrad schon immer ihren festen Platz und das Denkmal des Schrifttums in Mähren knüpft an diese Tradition an. Neben einer regelmäßigen Ausstellungstätigkeit widmet es sich der Erweiterung seines Sammlungsfonds mährischer literarischer Werke, der auch mit der Buchproduktion zusammenhängende bildnerische Artefakte einbezieht. Engen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen sichern schon seit einigen Jahren der literarische Wettbewerb „Das verborgene Gedächtnis Mährens“ und sein Begleitprogramm, ein Seminar des kreativen Schreibens „Die Bändigung der literarischen Muse“. Das Denkmal ist ein literarisches Museum, das in der kurzen Zeit seiner Existenz schon seinen festen Platz in dem geistigen Leben Mährens als auch in den Reiseplänen der Interessenten für seinen Kulturreichtum gewonnen hat.
Das Museum der Brünner Region ist ein Mitglied der Assoziation der böhmischen und mährisch-schlesischen Museen und Galerien sowie ein Mitglied des Tschechischen Ausschusses des Internationalen Museumsrates (the International Council of Museums). Bei der Erfüllung seiner Sendung richtet es seine Aufmerksamkeit vor allem auf eine sammlungsbildende Tätigkeit, Gewinnung weiterer Belege der historischen und (in kleinerem Maße) Naturentwicklung der Region und die Pflege der reichen Sammlungsfonds, die das Ergebnis beständiger Bemühungen einiger Generationen der Museumsmitarbeiter sind. Und natürlich auch auf die Präsentation der Sammlungsgegenstände und der Studienergebnisse der Fachmitarbeiter sowie auf ihre Ausnutzung für erwachsene und Kinderbesucher. Einen bedeutenden Bestandteil der Museumsarbeit stellt eine Zusammenarbeit mit Schulen dar. Eine langfristige Forschungsaufgabe der Fachmitarbeiter ist es, einige Aspekte der Geschichte der Region zu dokumentieren, sei es in ihren Zentren oder außerhalb. Das Ergebnis der Bemühungen der Fachmitarbeiter sind Ausstellungen und weitere Präsentationsformen, wie Artikel in der Fach- und Laienpresse, Vorträge, Gespräche, sog. „Kinderworkshops“ usw.
Das Museum der Brünner Region bemüht sich, seine Sendung in allen Hinsichten zu erfüllen. In jeder der Zweigstellen wirkt ein Fachmitarbeiter als Historiker mit der Spezialisierung auf den jeweiligen Ort und die Region, wo er siedelt, er ist außer in Ivančice zugleich Verwalter des Zweigstellendepositoriums. Der Zuständigkeitsbereich der zwei Ethnologinnen, der Kunsthistorikerin und Archäologin ist breiter: er deckt die ganze Brünner Region ab. Zur Zeit sind im Museum 49 Stammmitarbeiter tätig, davon 18 Fachmitarbeiter, 14 Führer, 5 technisch-wirtschaftliche Mitarbeiter und 12 Handarbeiter.
 

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